Unser Start nach Lesotho begann am Fuß der Drakensberge, genauer gesagt im Sani Lodge Backpacker, in dem wir übernachtet hatten. Wir entschlossen uns, den Grenzposten am Sani Pass anzusteuern, da uns der Pass durch die schöne Berglandschaft der Drakensberge führte. Wir bereuten unsere Entscheidung keine Minute, da sich der Pass über eine Schotterpiste bis zum Gipfel nach oben schraubte und jederzeit einen überragenden Ausblick auf die Berge gab. Nach 15km erreichten wir den südafrikanischen Grenzposten: kurz ein Stempel rein und fertig war die Ausreise. Für unsere zweiten Stempel und die Einreise nach Lesotho mussten wir noch weitere 10km zum nächsten Grenzposten fahren. Die Piste war anspruchsvoll, aber nicht schlimmer als die Pisten in der Transkei. Doch man sollte diese Piste nicht ohne Fahrzeug mit ausreichend Bodenfreiheit versuchen, Allrad ist nicht wirklich nötig. Nach einigen Fotostopps hatten wir den Gipfel erreicht. Der Grenzposten war von dort nur noch einige Meter entfernt. Also gleich dahin und die Einreisestempel holen. Auch das war keine große Hürde, wir wurden nur gefragt, wie lange wir in Lesotho bleiben würden. Da wir es selber nicht genau wussten und viel vorhatten, sagten wir kurzerhand 3 Wochen. Noch 60 ZAR (4€) Mautgebühren mussten wir zahlen und fertig war die Einreise. Es interessierte keinen, ob das Auto uns gehörte oder nicht.

Als nächstes steuerten wir den höchsten Pub in Afrika an, der keine 100m entfernt war. Wir ließen uns kurz vom Barkeeper beraten, welches Bier er empfiehlt, da die Auswahl riesig war und entschieden uns für das einheimische Maluti. Auf der Terrasse genossen wir Bier und Ausblick auf den Sani Pass. Auch gab es hier ein paar Geocaches für Anne. Dann ging es weiter. In Lesotho mussten wir nicht mehr mit der Schotterpiste kämpfen, sondern konnten direkt nach dem Grenzposten die Teerstraße im top Zustand benutzen. Wir fuhren über mehrere Bergpässe weiter ins Landesinnere. Egon, die Bergziege (unser Land Cruiser), hatte keine Probleme diese hochzukommen, im zweiten oder ersten Gang bei max. 40 km/h ging das ganz leicht 😉 Wir kamen an mehreren Dörfern vorbei, viele der Rundhäuser sind aus Lehm und Stroh gebaut und die Menschen gucken neugierig wer da im Auto sitzt. Viele winken, wenn sie uns sehen, die Kinder kommen schreiend zur Straße gelaufen, die Männer gucken einfach nur. Der Großteil der Menschen lebt hier sehr bescheiden, hüten Schafe oder Rinder und bauen Mais an. Oft kamen uns Einheimische in Decken gewickelt auf der Straße entgegen. Der erste Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen und wir hatten auf den engen Bergstraßen, Hang links und rechts, noch keinen Schlafplatz entdeckt. Da leider immer wieder Dörfer auftauchten, mussten wir kurz vor Sonnenuntergang in den sauren Apfel beißen, und uns direkt vor einem Dorf neben die Straße stellen. Zwei Einheimische sprachen uns an und meinten, es ist gar kein Problem hier zu übernachten. Gesagt, getan.

Die erste Nacht in Lesotho verlief ein bisschen kälter als wir gedachten hatten. Nur 4°C waren morgens im Zelt. Nach einem warmen Frühstück ging es weiter Richtung Norden, nach Botha-Bothe, die zweitgrößte Stadt Lesothos. Den Weg dorthin führte über eine geteerte Straße mit vereinzelten großen Schlaglöchern oder es fehlte mal ein halber Meter von der Fahrbahn. Wir bewältigten einige 3000m Pässe und kamen am Afri-Ski Gebiet vorbei, wo man im Winter Ski fahren kann. Irgendwie wirkte diese monströse Anlage, ohne Schnee, fehl am Platz. Auf dem Weg machten wir Stopp am Lephofung Cave und schauten uns die Höhlenmalereien der San aus der Steinzeit an. Leider sind diese teilweise zerstört. Tour-Guides hatten in der Vergangenheit Wasser auf die Malereien gespritzt um den Gästen diese besser zu zeigen, was diese aber über die Zeit dann wegwusch. Das ist die afrikanische Einstellung, die wir oft treffen: „nicht an morgen denken; im hier und jetzt leben“. Auch hier gab es die schreienden Kinder, jetzt hatten wir auch verstanden, was sie rufen: „Sweets“ (Süßigkeiten). Wir schüttelten den Kopf, da wir keine hatten und schon reckte sich uns ein Mittelfinger entgegen.

In Botha-Buthe gab es für uns nicht viel anzugucken: der Laden mit den warmen Decken hatte seit 5min zu und die Umleitung führte uns durch irgendwelche Seitengassen. Nach einer Irrfahrt durch die Stadt hatten wir den richtigen Weg der Umleitung gefunden und auch eine Straße, die zum Fluss führte. Dort fanden wir zwischen Maisfeldern unseren Schlafplatz. Nach einer erholsameren und wärmeren Nacht, führte uns die Route zum Katse-Damm, die zweithöchste Talsperre Afrikas. Bevor wir den Pass zum Katse-Damm befahren durften, wurde unser Auto noch von einem Polizisten in Seelenruhe inspiziert. Der hatte wahrscheinlich den ganzen Tag nichts zu tun und wir brachten ihm etwas Ablenkung. Doch er hatte nichts auszusetzten. Die Straße verlief meist sehr steil und kurvig den Berg hinauf, den wir mit einer gemütlichen Reisegeschwindigkeit von 40Km/h erklommen (130ps und 2,5t). Dafür hatte man eine tolle Aussicht auf den Stausee und die Landschaft. Der Staudamm ragt 185m empor und staut bis zu 1,95 Mio. m³ (jeder kann sich jetzt selber ausrechnen wie viel Badewannen das sind). Am Besucherzentrum trafen wir auf 4 typische Russen, mit denen wir eine Tour des Staudamms machten (10ZAR, ca. 0,70€ pro Person). In der ca. 30 min Führung wurden uns Fakten und Zahlen erklärt, und wir konnten in den Staudamm hineingehen (leider keine Fotos erlaubt) und man zeigte uns den Innenaufbau mit einige Gerätschaften und Treppen in die verschiedenen Ebenen. Danach durften wir noch über den Staudamm fahren und Fotos machen. Dieser Besuch hat uns sehr beeindruckt. Da es schon später Nachmittag war und es hier zeitig dunkel wird, suchten wir uns wieder einen Stellplatz, wieder nur 5m von der Straße aber hier gibt es wenig Autos. Uns machte die Kälte auf über 2400m mehr Sorgen.

Am nächsten Morgen schälten wir uns aus den Schlafsäcken. Keine 5min nachdem wir das Zelt verlassen hatten, kamen schon die ersten Kinder und wollten Süßigkeiten von uns. Wir versuchten ihnen klarzumachen, dass wir keine haben und ihnen auch kein Geld geben würden. Nachdem noch mehr Schulkinder vorbeikamen, entschieden wir uns lieber woanders zu frühstücken. Weiter ging es über steile und kurvenreiche Pässe, vorbei am Mohale Damm nach Maseru. Unser erstes Ziel nach Ankunft in der Hauptstadt war der Pick’n‘Pay Supermarkt um die Vorräte wieder aufzufüllen. Dort sahen wir auch noch eine warme Decke, die wir für die kommende Nacht gleich mit einpackten. Nach einem kurzen Snack ging es auf Schlafplatzsuche. Anne fand per Google Maps einen Weg zum Fluss. Dort angekommen kam uns gleich ein Pärchen entgegen, die wir fragten ob wir hier schlafen können. Der Mann meinte, kein Problem, ist eh gut, dass wir vorbeigekommen sind, wir müssten ihn abschleppen. Klar, kein Problem, wir waren ja für alle Eventualitäten gerüstet. Sein kleiner blauer PKW (VW Sharan) steckte gut 30cm im Schlamm. Also die Anhängerkupplung angebaut, das Seil befestigt und raus war er mit seinem kleinen Auto. Wir suchten gerade eine gute, gerade Stelle für unser Auto, als wir durchdrehende Räder hörten. Der junge Mann von eben hatte sich glatt auch noch im 20cm hohen Flussbett festgefahren. Wieder das gleiche Spiel und raus war er. Diesmal warteten wir aber bis er das sichere Ufer erreicht hatte.  Danach folgte unsere Alltagsroutine: Dachzelt aufklappen, Gaskocher aufstellen, Tisch und Stühle aufstellen und Essen zubereiten. Beim Quaken der Frösche schliefen wir ein.

Die Nacht war unter unserer neuen Decke angenehm warm. Am Morgen sahen uns ein paar Bauern und fragten uns, ob wir hier geschlafen hätten. Einer der Bauern wollte sich das Dachzelt mal von innen anschauen und stieg gleich zu Anne auf die Leiter. Von seiner Mimik konnten wir erahnen, dass er beeindruckt war von unserem Bettchen. Dann ging es weiter zum heiligen Tafelberg Thaba-Bosiu, auf dem König Moshoeshoe seine Festung errichtete und als Wiege der Basotho-Nation gilt. Auf dem Berg stehen noch zahlreiche Ruinen und Gräber der letzten Könige. Im Dorf gibt es einen Touristen-Komplex mit einem interessanten Museum zu Thaba-Bosiu. Da wir anscheinend die einzigen Gäste hier waren, musste das Museum erstmal aufwendig aufgeschlossen werden.

Auf dem Weg weiter Richtung Maletsunyane Wasserfälle, sahen wir einen Basketballplatz und Patrick konnte sich fast nicht halten vor Freude. Nach einigen Würfen auf dem Platz, die alle von Uhhs und Ahhs aus dem Klassenräumen der angrenzenden Schule gefeiert wurden, ging es weiter. Doch nach gut 15km stieß heftiger Dampf aus dem Motorraum und die Temperaturanzeige stieg in den roten Bereich. Also zur Seite gefahren und die Motorhaube auf. Wie ordentliche Deutsche stellte Anne auch gleich das Warndreieck auf, schließlich kamen hier auch Kühe entlang. Nach einer kurzen Inspektion war der Fehler auch schnell erkannt. Ein Stein hatte den Kühler beschädigt und war nun undicht. Patrick wusste noch aus einer Autosendung, dass man in diesem Fall ein Eiweiß in den Kühler schütten soll, da dieses gerinnt, wenn es an die Luft kommt und so den Kühler abdichtet. Also trennte Anne am Straßenrand ein Ei und sicherheitshalber gab es noch etwas Dichtpaste (eigentlich für die Ölwanne bestimmt) auf die angeblich undichte Stelle. Die Motorhaube wurde mit Kabelbinder so fixiert, dass sie gut 15cm offenstand und der Fahrtwind den Motor kühlte. Da es schon später Nachmittag war und Maseru zu weit weg war, schliefen wir am selben Platz noch einmal und fuhren am nächsten Tag direkt zum Toyota-Händler um uns nach einem Ersatzkühler umzuschauen. Da der Mitarbeiter leider kaum Interesse verspürte uns zu helfen, und uns zu Nissan schickte, wo wir uns weiter durchfragen sollten, beschlossen wir wieder nach Südafrika zu fahren und ihn dort reparieren zu lassen. Der Grenzübergang in Maseru war leicht überfüllt, es dauerte auch eine Weile bis wir einen Parkplatz fanden und uns bei dem Ausreise-Haus anstellen konnten. Nach einer kurzen Wartezeit hatten wir den Einreise- und Ausreise-Stempel im Pass. Den, und unser Auto, schaute sich noch eine unfreundliche Polizistin an. Sie schien sehr genervt von ihrem Job, hatte wahrscheinlich gerade den schlechtesten Tag und kannte nicht einmal den Unterschied zwischen einem Generator und unseren Diesel-Kanistern. Somit war unser Lesotho-Besuch nach 6 Tagen schon zu Ende, und irgendwie waren wir darüber nicht traurig. So wie andere es beschrieben haben, sind wir nicht in herzlichen Kontakt mit Einheimischen gekommen und fühlten uns wenig willkommen.